Montag, 6. März 2017

Hermann Hesse - Die Gedichte (1877 – 1962)

Es gibt verschiedene Tage; sonnige, nasse, stürmische und eben auch Schicksalstage. Man sollte aus jedem Tag das Beste daraus machen, auch wenn es dir manchmal scheint als würde nichts mehr gehen. Ein Schicksalstag stelle ich mir so vor. Genau ein solcher Tag wird hier in mehreren Versen deutlich gemacht.

Schicksalstage

Wenn die trüben Tage grauen,
Kalt und feindlich blickt die Welt,
Findet scheu sich dein Vertrauen
Ganz auf dich allein gestellt.

Aber in dich selbst verwiesen
Aus der alten Freuden Land,
Siehst du neuen Paradiesen
Deinem Glauben zugewandt.

Als dein Eigenstes erkennst du.
Was dir fremd und feind erschien,
Und mit neuen Namen nennst du
Dein Geschick und nimmst es hin.

Was dich zu erdrücken drohte
Zeigt sich freundlich, atmet Geist,
Ist ein Führer ist ein Bote,
Der dich hoch und höher weist.


Quelle: Volker, Michels (Hrsg.), Hermann Hesse, Die Gedichte, Auflage 6, Berlin 2001, S. 409.








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